10. November 2024 | Fast hätte unser Konzert in St. Georg tatsächlich im Zwielicht, wenn nicht gar in völliger Dunkelheit stattgefunden. Denn auf einmal gingen in Seelscheid die Lichter aus. Erinnerungen an den eineinhalbtägigen Stromausfall vor zwei Jahren kamen hoch. Stau an den Ampelkreuzungen, kein Licht in der Kirche, kein Strom für unsere Mikrofone, Gitarre, Keyboard. Wie lange würden wir dieses Mal im Dunkeln sitzen? Doch es blieb bei einem großen Schreck, denn es war ja erst Samstag, und es stand nur die Generalprobe an und wenige Minuten vor Probenbeginn war dann auch der Strom wieder da. Glück gehabt.
Nach der Corona-Pause hatten wir zwar schon wieder eine Reihe von Auftritten absolviert, aber heute ging es um unser erstes eigenes Konzert. Entsprechend groß war die Vorfreude gewesen. Und jetzt, am späten Sonntagnachmittag, war es endlich so weit.
Die Abenddämmerung hatte sich noch nicht vollständig über Dorf und Kirche auf dem Berg gelegt, als wir mit einem strahlenden „Glory to God almighty“ in die voll besetzte Kirche einzogen. Unsere Begeisterung sah man uns ganz offensichtlich an und so sprang - ganz im Sinne unseres bei Augustinus entliehenen Mottos „In Dir muss brennen, was Du in anderen entzünden willst“ - der Funke bereits mit den ersten Takten auf das Publikum über.
In der nächsten Stunde wechselten sich mitreißende Gospels wie „Hold on to the rock“ und „Old time religion“ mit einfühlsamen, ausdrucksstarken Titeln wie „Bless the Lord“ oder dem „Halleluja“ von Cohen ab. Die Zuhörer klatschten nach Kräften mit, wer konnte, sang die Refrains manch eines bekannten Gospel mit oder ließ ganz einfach Sound und Spirit auf sich wirken.
Unsere Chorleiterin dirigierte Chor und Band gewohnt schwungvoll und präzise, ganz nebenbei gelang ihr eine charmante Moderation. Auch unsere Solistinnen und Solisten überzeugten - jeder mit seiner ganz persönlichen Ausstrahlung. Tatkräftig unterstützt wurde der Chor durch unsere inzwischen vierköpfige Band, zu der seit kurzem auch ein Keyboarder gehört.
Trotz Bandbegleitung sollen aber die Stimmen der Sängerinnen und Sänger nicht in den Hintergrund geraten. Darum singen wir gern auch einmal a cappella. Heute war es „The storm is passing over“. Als Einstimmung hatten wir eine Überraschung parat: Stille. Gerade so viel länger als üblich, dass man sie förmlich hören konnte. Dann aber setzte leise raschelnd ein leichter Sommerregen ein, immer schwerere Tropfen verdichteten sich zu kraftvollem Regen, bis es schließlich donnerte und blaue Blitze die Kirche durchzuckten. Ein veritables Gewitter, das wir da mit Händen und Füßen heraufbeschworen hatten und das die Zuhörer mit staunenden bis ungläubigen Blicken verfolgten.
Nun gut – der Wahrheit zuliebe: Für die Blitze im richtigen Zeitpunkt haben wir uns dann doch nicht auf Gottes pünktliche Hilfe verlassen wollen. Hier musste ein wenig Technik nachhelfen.
Spannung und Atmosphäre hielten bis zum letzten Ton an. Das Publikum bedankte sich mit stehenden Ovationen. Bei dem als Zugabe vorgetragenen Klassiker „Oh happy day“, hielt es auch den letzten Zuhörer nicht mehr auf dem Platz. Was für eine grandiose Stimmung! Aber auch das schönste Konzert geht irgendwann zu Ende. Und so war „Shine your light“ der letzte Titel. Den Refrain ein ums andere Mal wiederholend trugen wir das Licht zum Ausgang und verabschiedeten singend die in die Abenddämmerung hinausströmenden Zuhörer.