10. September 2016 | Hauptsache bergisch – das war an diesem Samstag die Devise. Nach unserer Kulturtour extrapur nach Weimar vom letzten Jahr sollte unser diesjähriger Tagesausflug in Bezug auf Bildung eher eine Lightversion sein. Doch wie sich schnell herausstellte: Auch das Bergische hat jede Menge Kultur zu bieten. Gestartet wurde mit einem höchst kultivierten Frühstück bei einer unserer Sängerinnen.
Leider konnten einige Chormitglieder nicht mit dabei sein - doch so passten wir alle gerade noch an den langen Tisch in der Küche - kuschelig-eng, aber gemütlich und in solchem Maße kommunikativ, dass wir uns nur schwer losreißen konnten, um uns auf die Fahrt zum Altenberger Dom zu machen. Trotzdem standen wir pünktlich mit dem Glockenschlag um zwölf am Hauptportal, doch hinein durften wir nicht.
Eine Goldhochzeit war unversehens in den Plan hineingerutscht, das gab uns Gelegenheit, wenigstens – wenn auch von außen - einigen Klängen der Orgel lauschen zu können. Die Verzögerung veranlasste unseren Führer zu einem Gratisrundgang um den Dom herum und zu Infos über Außenanlage der ehemaligen Zisterzienserabtei und Fassadengestaltung. Auch gut, zumal die Sonne nur so vom Himmel strahlte. Im Dom gab es dann jede Menge Details zu sehen und zu hören. So fanden wir zum Beispiel in den Boden eingelassen eine zeitgenössische Grabplatte – wie uns erklärt wurde, sollte die „knochige“ Darstellung des Toten schon über das Bildliche dem Betrachter ebenso schlicht wie eindeutig vermitteln, worum es hier geht.
Wie die Inschrift besagte: um einen Erzbischof. Uns kam spontan eine andere Assoziation: Klar - das war unser „Dry bones“;-) Beeindruckend die unendliche Vielfalt der Fensterverglasung – alle zeigen „nur“ Blätter –, aber nicht ein einziges Motiv ist gleich dem anderen.
Nach dem Rundgang ging es hurtig in die Autos – denn schon wartete in der ehemaligen Papiermühle Alte Dombach in Bergisch Gladbach eine Führung durch Deutschlands größtes Papiermuseum.
Einige von uns schwelgten – teils sehnsüchtig, teils ob der Vergangenheitsform erleichtert – in Erinnerungen an gescheiterte und/oder geglückte Papierschöpfversuche der eigenen Kinder:
Wie die lieben Kleinen Zeitungspapier mit der Küchenmaschine zerkleinert hatten, wie das Spülbecken kurzerhand zum Papierbottich umfunktioniert wurde und wie das geschöpfte Papier – eher einer Raufasertapete Körnung XXL vergleichbar – tagelang kleistertropfend und exakt diesen Duft verströmend im Badezimmer an der Wäscheleine hing. Schwere Zeiten für Mütter – doch wider Erwarten war das Endprodukt dann doch immerhin beschreibbar (Anmerkung der Verfasserin: und meines, regenbogenbemalt, durch ein holpriges Gedicht geadelt und für die Ewigkeit durch Glas geschützt, ziert noch heute mein Regal).
Zurück in die Gegenwart: Wir wurden durch eine hochinteressante Ausstellung gelotst. Was man nicht alles über Papier lernen kann!
Dass Klopapier ein Hightechprodukt ist (aus Platzmangel muss hier leider auf nähere Erklärungen verzichtet werden), was Gautschen und was Haderlumpen bedeutet (und wie letztere riechen) und dass der höchste Pro-Kopf-Papierverbrauch in Luxemburg und Belgien zu verzeichnen ist (den vielen Sprachen und dem Einfallsreichtum der EU-Beamten geschuldet).
Schließlich sahen wir mit eigenen Augen, wie in der mindestens sieben Meter langen Labormaschine aus flüssigem Zellulosebrei ein veritabler Bogen Papier entstand. Die Farben der Vorführung an dieser Maschine wechseln, wie wir erfuhren. Aber am Samstag, den 10. September, war grün an der Reihe – unsere Chorfarbe! Für viele von uns steht fest: Dieses Museum verdient einen Besuch mit mehr Zeit.
Nachdem der Wissensdurst gestillt war, kam der kleine Hunger: Höchste Zeit für eine ausgedehnte Bergische Kaffeetafel in der Malteser-Komturei. Lecker! Dann ging es heimwärts. Doch die Organisatoren des Tages hatten sich noch ein Schmankerl ausgedacht, damit auch die Rückfahrt nicht langweilig wurde: Eine Schnitzeljagd.
Und so wurden schon bei der Kaffeetafel die „Teams der Autos auslost und in den Autos anschließend fleißig gekreuzworträtselt: Wer wurde letzte Woche heiliggesprochen? Mutter Theresa. Klar. Hoffnungsvolle Nachwuchssängerin aus Kölner Musikerfamilie? Auch klar: Linda Bennett. Welchen geistlichen Titel trug Pfarrer Schaaf? Hm. Dazu mussten wir auf den kleinen Friedhof an St. Margareta.
Wie viele Kirchtürme sieht man von dem Feld in Eischeid, auf dem wir unsere Bilder für die Website gemacht haben? Tja, so wurden wir kreuz und quer durch Neunkirchen, Eischeid, Renzert, Wolperath geschickt und haben dabei manch unbekanntes Terrain erkundet.
Treffpunkt sollte in jedem Fall um 20.00 Uhr die „Conchiglia“ sein, schließlich war es da schon dunkel, doch manche Teams waren mit solchem Feuereifer bei der Sache bzw. Suche, dass wir erst deutlich später gemeinsam anstoßen konnten. Erstaunlich, welchen Gesprächsstoff doch so ein Kindergeburtstagsspiel auslösen kann.
Im fröhlichen Austausch über gefundene und nicht gefundene Verstecke, an denen weiterführende Rätselfragen entdeckt werden mussten, ging der Tag zu Ende. Im kleinen Kreis immer noch nicht müder Chormitglieder wurden zu später Stunde noch Pläne für das nächste Chorprojekt geschmiedet: Was bieten wir in diesem Jahr an unserer Bude auf dem Weihnachtsmarkt an? Orientalischen Glühwein – nach dem Erfolg im letzten Jahr ein Muss – und …?
Wir freuen uns auf viele Treffen mit spannenden Testdurchläufen und jeder Menge Spaß!